Stadt Titisee-Neustadt beschließt umfangreiches Energiesparpaket. Kurzfristige Ziele mit großen Sparpotential im Fokus.
Die derzeitige Energiekrise zwingt auch uns in Titisee-Neustadt zum Handeln. Die durch den Ukraine-Krieg verursachte Gasmangellage sowie die allgemeine Energieknappheit sorgen dafür, dass wir rund 20% unseres Energiebedarfs in Titisee-Neustadt reduzieren müssen. Aus diesem Grund hat die Stadtverwaltung Titisee-Neustadt mehrere Maßnahmen zum Energiesparen beschlossen, die kurzfristig wirken und umgesetzt werden sollen. In diesem Zuge werden auch die Vorgaben der Bundesregierung bzw. der Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung (EnSikuMaV) umgesetzt. Ein Teil der Maßnahmen ist dabei freiwillig, weitere Teile Bestand der EnSimiMaV (gültig ab 01.10.2022) sowie der EnSiKuMaV (gültig ab 01.09.2022).
Raumtemperatur in städtischen Gebäuden wird auf 19 Grad gesenkt
Eine Reduzierung der Raumtemperatur um 1 Grad sorgt für eine Ersparnis von ca. 5-6%. Deshalb wird die gewünschte Raumtemperatur in allen städtischen Gebäuden (außer Schulen, Kindergärten und Wohngebäude) auf 19 Grad eingestellt, sofern dies technisch möglich ist.
Frühere Aktivierung der Nachtabsenkung
Durch eine frühere Aktivierung der Nachtabsenkung werden die Räume nicht mehr bis in die Abendstunden geheizt. Auf Schul- bzw. Betreuungszeiten hat diese Maßnahme keinen Einfluss. Die Nachtabsenkung beginnt ab 18:00 Uhr. Bei Abendveranstaltungen wie beispielsweise Elternabenden oder Vereinsaktivitäten am Abend sind kühlere Räume die Folge. Rechtzeitig zum Schul- bzw. Betreuungsbeginn am nächsten Morgen sind die Räume wieder auf „Normaltemperatur“.
Sperrung der Duschen
Aufgrund der bundesweiten EnSikuMaV ist die Stadt verpflichtet, die Seite 2 von 2 Trinkwassererwärmung in Nicht-Wohngebäuden auszuschalten. Die Handwaschbecken in städtischen Gebäuden sind deshalb nur noch mit Kaltwasser versorgt und die Duschen in den städtischen Liegenschaften werden aus diesem Grunde gesperrt. Eine Ausnahme bilden die Duschen der Hebelschule für den Schwimmbetrieb des Lehrschwimmbeckens.
Temperatur des Lehrschwimmbeckens senken
Die Wassertemperatur des Lehrschwimmbeckens in der Hebelschule soll auf 26 Grad gesenkt werden. Eine Schließung des Beckens wird in der aktuellen Situation noch nicht umgesetzt, da die Verwaltung den
Bedarf sieht, den Schülerinnen und Schülern Schwimmunterricht gewähren zu können, um mögliche Wasserunfälle zu vermeiden. Im Falle einer Verschärfung der Energiekrise müsste ggfs. auch das
Lehrschwimmbecken komplett gesperrt werden.
Anleitung zum richtigen Lüften und dem Heizen
Neben den aufgeführten Maßnahmen kann auch jeder Einzelne etwas tun um Energie zu sparen. Dies betrifft unter anderem die richtige Anwendung des Thermostates am Heizkörper. Im Laufe des Herbstes sollen in der Hebelschule alle Thermostate auf regulierbare Modelle umgestellt werden und die Nutzer:innen entsprechend sensibilisiert werden.
Anschluss der Feuerwehr Neustadt an das Nahwärmenetz
Im Oktober wird das Feuerwehrhaus in Neustadt an das bestehende Nahwärmenetz angeschlossen. Diese Maßnahme war bereits vor dem Ausbruch der Energiekrise beschlossen. Langfristig sollen weitere
Gebäude und Haushalte an das Nahwärmenetz angeschlossen werden.
Beleuchtung von Gebäuden und Baudenkmälern
Ab dem 01.09.2022 werden aufgrund der EnSikuMav die Beleuchtung für das Münster und das Fullbergkreuz abgeschaltet. Bei der Straßenbeleuchtung wird es keine Einschränkungen geben, da das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung hier überwiegt. Die seit Jahren bereits laufende Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Mittel wird fortgesetzt und soll im kommenden Jahr forciert werden.
Heizungsoptimierung
Die EnSimiMaV sieht vor, dass sämtliche Heizungsanlagen optimiert, geprüft und nach Energieeffizienz priorisiert werden. Zudem wird ein hydraulischer Abgleich stattfinden.
Energiesparmaßnahmen und hilfreiche Tipps für private Haushalte
In den 41 Millionen Haushalten in Deutschland wird der Energiebedarf zu rund 60 Prozent aus Erdgas, Öl und Kohle gedeckt. Mehr als zwei Drittel der Energie werden für das Heizen von Räumen und das Bereiten von Warmwasser verwendet, das restliche Drittel zum Betrieb von Haushaltsgeräten. Dieser Verbrauch lässt sich wirtschaftlich und ohne Einbußen an Lebensqualität reduzieren – sowohl mit kurzfristig machbaren Dingen als auch mit größeren Maßnahmen.
Verhaltensänderungen mit großer Wirkung
Warmwasser sparen: Besser kurz duschen statt baden. Einen Energiesparduschkopf einbauen. Und fürs Wäschewaschen reichen oft 30°C statt 60°C oder 90°C.
Richtig lüften: Besser die Fenster für kurze Zeit ganz aufmachen, als für längere Zeit „auf Kipp“ stellen. Zudem gilt: Fenster auf, Heizung aus.
Senkung der Raumtemperatur: Die Raumtemperatur nur um ein Grad senken – das spart bis zu sechs Prozent an Verbrauch. Wenn Heizkörper nicht durch Möbel zugestellt oder von Vorhängen abgedeckt sind, kann die erwärmte Luft optimal zirkulieren. Bei deutlich unterschiedlichen Raumtemperaturen auf geschlossene Türen achten.
Verbrauchswerte für Heizung und Warmwasser kennen– Beratung suchen: Wer seinen Energieverbrauch für Heizung und Warmwasseraufbereitung kennt, kann das individuelle Einsparpotenzial besser einschätzen. Mieterinnen und Mieter können eine zeitnahe Heizkostenabrechnung anfordern, die den Gesamtverbrauch des Gebäudes mit Bezug auf die jeweiligen Energieträger berücksichtigt. Ist diese intransparent, bieten Verbraucherzentrale oder Mietervereine Beratung.
Energiesparend kochen, backen und waschen: Deckel auf den Topf und die zur Topfgröße passende Herdplatte nutzen. Meist kann der Kochvorgang verkürzt und die Restwärme zum Fertiggaren genutzt werden. Wer bei Umluft bäckt, spart das Vorheizen und kann die Temperatur reduzieren. Beim Waschen die Maschine immer voll beladen. Und: dem Wäschetrockner mal eine Pause gönnen und den Wäscheständer nutzen. Was ebenfalls spart: Gefrierfach regelmäßig abtauen.
Diese Maßnahmen lassen sich kurzfristig umsetzen
Heizung regelmäßig warten und hydraulischen Abgleichmachen lassen: Warum nicht die jährliche Heizungswartung mit einem hydraulischen Abgleich verbinden? Richtig eingestellt verbessert die Heizung den Komfort und spart bis zu 15 Prozent Energie. Die „Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM)“ bezuschusst den hydraulischen Abgleich mit 20 Prozent der Kosten.
Türen und Fenster abdichten: Dichtungen an Fenstern zu erneuern und Türen zu unbeheizten Räumen abzudichten, reduziert Wärmeverluste. Außenliegende Rollläden, innenliegende Jalousien und Vorhänge sorgen im geschlossenen Zustand dafür, dass im Winter kalte Luft draußen bleibt, und schützen im Sommer vor Hitze.
Installation wassersparender Armaturen und smarter Thermostate: Spararmaturen in Bad und Küche reduzieren deutlich den Verbrauch. Mit smarten Thermostaten lässt sich die Temperatur in jedem Raum individuell einstellen.
Austausch ineffizienter Geräte im Haushalt: Bei Anschaffung von Neugeräten am besten am europaweit einheitlichen EU-Energielabel orientieren. Wichtig: Altgeräte unbedingt fachgerecht entsorgen.
Langfristige Veränderungen schon heute anstoßen
Dämmung von Außenwänden, Kellerdecke, oberer Geschossdecke bzw. des Dachgeschosses: Für Maßnahmen an der Gebäudehülle (Wände und Dach) kann die „Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM)“ beansprucht werden. Die Beratung durch eine Energieeffizienz-Expertin oder einen -Experten ist dafür verpflichtend. Ein Sanierungsfahrplan hilft, die erforderlichen Maßnahmen aufeinander abzustimmen und die Förderung zu erhöhen.
Erneuerung des Heizsystems, Umstellung auf erneuerbare Energien: Eine klimafreundliche Alternative zu alten Öl- oder Gasheizungen bieten Wärmepumpen und Biomasseheizungen. Für die Umstellung und Erneuerung des Heizsystems steht ebenfalls die „Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM)“ zur Verfügung.
Energieeffiziente Fenster einbauen: Alte Fenster sind oft nicht richtig dicht. Wenn es durchs Fenster zieht, wird buchstäblich zum Fenster raus geheizt. Im Winter geht teure Wärme verloren und im Sommer heizt sich der Raum zusätzlich auf. Mit energieeffizienten Fenstern lassen sich die Energiekosten für Wohnräume um 10 bis 20 Prozent senken.